Mammuthus - die wissenschaftlichen Hintergründe
Die Schweiz vor 30'000 Jahren
Vor etwa 30'000 Jahren begannen die Alpengletscher ins Mittelland vorzustossen. Es war wesentlich kälter und rauher als heute. Die Vegetation war karg. Es gab noch kleinwüchsige Birken, Weiden, Erlen. Nadelbäume waren etwas häufiger, aber Sträucher und Kräuter herrschten vor, in der damaligen steppenartigen Landschaft. Die meisten Hügel waren wohl völlig baumfrei, offene Felsgebiete weit verbreitet. In den Tälern waren Sumpfgebiete häufig.
Neben dem Mammut waren damals weitere Grosssäugetiere verbreitet, zum Beispiel Rentier, Wisent, Auerochse, Moschusochse, Urpferd, Riesenhirsch, Hirsch, Wollnashorn, Steinbock, Gämse, Schneehase. Raubtiere waren Höhlenhyäne, Wolf, Höhlenlöwe, Höhlenbär sowie Luchs und Eisfuchs. Natürlich gab es auch Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische und Insekten.
Eine zentrale Rolle in der Geschichte "Mammuthus" nimmt das mächtigste Tier der damaligen Zeit ein, eben das Mammut. Es lebte wahrscheinlich wie die heutigen Elefanten in Herden, und zog auf der Suche nach Nahrung umher. Erwachsene Männchen lebten wohl nicht selten als Einzelgänger.
Die Menschen vor 30'000 Jahren
Die damaligen Menschen waren uns äusserlich sehr ähnlich, vielleicht etwas kleiner. Sie waren Jäger und Sammler und lebten nomadisch, wahrscheinlich in Gruppen von 20-30 Leuten. Dabei folgten sie den Herden ihres bevorzugten Jagdwildes. Manche jagten Rentiere, andere Wisents oder Pferde. Hauptnahrung war Fleisch, aber es wurden auch Pflanzen gesammelt (Früchte, Beeren, Pilze).
Die Lager der Jägergruppen bestanden aus Hütten aus Holzgestellen und Tierfellen. Wo vorhanden, benutzten sie Höhlen und andere geschützte, natürliche Standorte als temporäre Unterkünfte. Werkzeuge und Waffen wurden aus Feuerstein, Knochen, Mammut-Elfenbein, Holz gefertigt. Man kannte Messer, Schaber, Ahlen, Bohrer, Speere, Äxte etc. Die Kleidung war bereits auf einem recht hohe handwerklichem Stand und dem rauen Klima angepasst. Sie bestand aus Tierfellen, die zu Schuhen, Hosen, Jacken etc. verarbeitet wurden. Schmuck (aus Elfenbein, Schneckenschalen, Tierzähnen) war verbreitet.
Das Weltbild der Menschen
Wahrscheinlich hatten die damaligen Menschen ein magisch-mythisches Weltverständnis. Der belebten wie der unbelebten Welt, Sonne, Mond, Sterne, Wetterphänomene, allem wird dabei eine Seele, ein Geist zugesprochen. Das Verhalten von Tieren, das Wetter, alle möglichen Ereignisse werden als Äusserung der Geisterwelt verstanden. Auch Träume werden als solche Äusserungen verstanden, und somit als Realität.
Ein magisch-mythisches Weltverständnis ist sehr kompliziert und sich darin zu recht zu finden anspruchsvoll. Die Wahrung der natürlichen Harmonie ist von grosser Bedeutung. Gut gesinnten Geistern ist zu danken, böse Kräften müssen besänftigt werden. Für jagende Nomaden spielten wohl die Beutetiere eine grosse spirituelle Rolle, wie sicher auch gewisse Raubtiere. Eine Identifikation mit bevorzugt „starken" Tieren ist wahrscheinlich. Diese wurden vielleicht zum Totemtier, das die Menschen verehrten, mit dem sie sich besonders verbunden fühlten. Verschiedene Menschengruppen verehrte wahrscheinlich unterschiedliche Totemtiere.
Die Menschen schufen eindrucksvolle, realistische Abbilder ihrer Umwelt (Höhlenmalerei, Schnitzereien aus Elfenbein und Knochen). Auch menschliche Darstellungen sind verbreitet. Möglicherweise dienten diese Abbilder rituellen Zwecken, z.B. dem Beschwören der Jagdbeute, mit dem Ziel einer erfolgreichen Jagd.
Die magisch-mythische Welt war vermutlich zu kompliziert, als dass jeder Mensch sie ganz verstehen konnte. Wahrscheinlich gab es einzelne Personen, die sich damit vertieft auseinandersetzten, Zeichen zu deuten wussten, in Kontakt mit der Geisterwelt traten, und so zwischen der physischen und der spirituellen Welt vermittelten. Die Menschen begruben ihre Toten damals und gaben ihnen Waffen, Werkzeuge und Nahrung mit ins Grab. Das lässt auf die Annahme eines Lebens nach dem Tod schliessen.
Die Eigennamen der Menschen wurden vermutlich auf Grund von persönlichen Eigenschaften des/der Betreffenden gewählt. Dies mögen äusserliche Merkmale gewesen sein, Charaktereigenschaften, besondere Fähigkeiten. In einer magisch-mythischen Welt kommt dem Namen einer Person eine grosse Bedeutung zu, denn das Wissen um den Namen bringt die Macht mit sich, auf spiritueller Ebene Einfluss auf die Person auszuüben. Deshalb wurde der eigene Name nicht jedem genannt, schon gar nicht einem Fremden.
Die Gesellschaft
Die Jäger spielten für die Nahrungsbeschaffung die wichtigste Rolle. Wahrscheinlich hatte deshalb jeweils ein Mann die Führung der Gruppe inne, vermutlich derjenige, der auch die Jagden anführte. Den Frauen oblag eher die Beschaffung von pflanzlicher Nahrung, Brennholz, die Nahrungsbereitung, Kleidungsherstellung und die Betreuung der Kinder. Eine Frau mit spezialisiertem Wissen mag eine Rolle als Heilerin oder Schamanin innegehabt haben.
Unrecht in der damaligen Gesellschaft
In einer magisch-mythischen Welt können Vergehen grundsätzlich auf zwei Ebenen vorkommen, in der realen und in der spirituellen Welt. Man kann sich also sowohl gegen die Mitmenschen oder die Gruppe vergehen als auch gegen die Geister.
Reale Gewalt war damals wohl "normaler" als heute. Streitigkeiten wurden wahrscheinlich auch physisch ausgetragen. "Körperverletzung" und ähnliche moderne Tatbestände wurden vielleicht nicht als Vergehen verstanden. Sogar eine Tötung konnte akzeptabel sein, weil vielleicht der Stärkste der Anführer der Gruppe sein sollte. Wurde der Tod des Mitmenschen hingegen mit Hinterlist geplant, kein "ehrlicher" Kampf gesucht, war dies vielleicht anders, und eine solche Tötung wurde als Unrecht empfunden.
Was könnten damals Beweggründe für ein unrechtes Handeln gewesen sein? War es Habgier, Eifersucht, Hass, wie es bei heutigen Menschen vorkommen kann? So verschieden waren unsere Vorfahren wohl nicht von uns .... Und erwischen lassen wollten sie sich sicher auch nicht gern.
In der magisch-mythischen Welt stellt sich sicher in vielen Fällen die Frage, ob denn eigentlich ein Mensch oder nicht viel mehr eine "Kraft" oder ein magisches Wesen das Unrecht begangen hat. Manch Schuldiger mag sich so auf einen bösen Geist berufen und vielleicht gar straffrei davon kommen. Bei der Beurteilung der Stichhaltigkeit von solchen Behauptungen spielte wohl derjenige Mensch eine grosse Rolle, der mit der Geisterwelt kommunizieren konnte, also der Schamane oder die Schamanin.
Was macht einen prähistorischen Krimi "anders" ?
Die damaligen Menschen sahen die Welt wahrscheinlich anders als wir, die wir von einer rationalen Sichtweise geprägt sind, in der Übersinnliches kaum einen Platz hat. Unrecht geschah damals wohl auf realer und auf spiritueller Ebene, ebenso das Erkennen und das Sühnen dieses Unrechts. Die Gründe für einen bestimmten Sachverhalt - zum Beispiel der Tod eines Menschen - können in menschlichem Handeln, aber auch in der Aktivität von Geistern liegen. Eine reine Analyse von Spuren und Indizien, wie sie für heutige Krimis üblich ist, führt nicht unbedingt zum Ziel. Spuren können von übersinnlichen Kräften willkürlich gelegt, müssen nicht zwangsläufig von Menschen verursacht worden sein. Die Geisterwelt muss in die Ermittlungen einbezogen werden, und ist vielleicht sogar wichtiger als die Realität ...
Neben der Berücksichtigung aller oben geschilderten Umstände darf eines dennoch nicht verloren gehen: Es soll eine spannende Geschichte entstehen. Gewisse Kompromisse zwischen Unterhaltung und wissenschaftlichen Kenntnissen lassen sich nicht vermeiden. So gibt es zum Beispiel keine Nachweise für Menschen in der Nordschweiz vor 30'000 Jahren. Ein anderer Punkt ist die Sprache der damaligen Menschen. Sie hatten wahrscheinlich eine recht weit entwickelte Sprache, über die aber nichts bekannt ist. Für "Mammuthus" wurde keine fiktive Sprache erfunden, sondern die Personen sprechen ein einfaches Deutsch. Ebenso werden keine fiktiven Worte für Gegenstände, Tiere und Pflanzen verwendet, sondern die heute gebräuchlichen Bezeichnungen.
Was für jede Geschichte gilt, also auch für einen prähistorischen Krimi: Sie muss in sich logisch sein. Logisch ist in diesem Fall aber nicht im mathematisch-naturwissenschaftlichen Sinn zu verstehen, wesentlich ist die kulturelle Logik. Die Beweggründe einer Person müssen in ihrem kulturellen Umfeld gesehen nachvollziehbar sein, so zum Beispiel auch die Lösung eines Kriminalfalles.