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Schaffhauser Nachrichten vom Montag 25. Juni 2007, Region Lesung Giftmischerei in der Kaffeestube BÜCHER SCHOCH «Kaffeeklatsch» von Hans Rudolf Graf «Der andere holte noch etwas mehr aus, drehte sich zum Holzer hin und schlug ihm das Beil mit aller Kraft in den Schädel»: So liest sich der erste Mord im Roman «Kaffeeklatsch» von Hans Rudolf Graf. Man muss auch gar nicht lange weiterlesen, da passiert schon der zweite, dessen Idee noch ausgefallener ist als jene mit der Axt. Ein korrekter, leicht naiver Hausmann stirbt scheinbar grundlos. Hans Rudolf Graf wurde 1962 in Schaffhausen geboren und wohnt heute mit seiner Familie in Gächlingen. «Kaffeeklatsch» ist Grafs erster Roman, besser gesagt Kriminalroman. Der Autor hat 1993 sein Geologiestudium in Zürich abgeschlossen und seitdem zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verfasst. Am vergangenen Freitagabend lud der Autor im BücherSchoch zu einer Lesung seines Werkes ein. Dem eher rational, aber spitzbübisch wirkenden Graf gelang es schnell, das Publikum in die Welt von Oberleutnant Tanner zu entführen. «Alte, hochgewachsene Bäume säumten die Waldstrasse. Ihre kahlen Kronen streckten die Äste wie Knochenhände in den eisgrauen Himmel. Der böige, kalte Wind liess sie spastisch hin- und herrucken.» Grafs Krimi bietet unzählige unerwartete Wendungen, spritzige Dialoge, ausgefallene Handlungsorte und viel schlechtes Wetter. Die Lesung war eine Mischung von Vorlesen, chronologischem Erzählen und schwarzem Humor. Sowohl Graf wie auch sein Protagonist Tanner haben eine gehäufte Portion davon abbekommen. Die rund 50 Zuhörer hätten sicher nichts dagegen eingewendet, wenn Hans Rudolf Graf nach seiner einstündigen Präsentation noch weitergelesen hätte. Einen kleinen Hinweis gab er ihnen jedoch noch mit auf den Weg: «Wer diesen Krimi gelesen hat, wird die übrigen Gäste im Kaffeehaus in Zukunft mit anderen Augen betrachten.» Alexa Scherrer |